Siggi Schwarz

siggi-schwarz

Siggi Schwarz wird 60 – Happy Birthday

Großgewachsen, gertenschlank, volles dunkles Haar, verräterisches Funkeln in den Augen… Der Typ mit den schnellen Gitarrenfingern da oben auf der Bühne: bald ein 60er? Wenn man ihn das so stehen und agieren sieht, ist es kaum zu glauben, aber tatsächlich vollendet der Heidenheimer Ausnahmengitarrist Siggi Schwarz 2018 sein 60. Lebensjahr. Und er kann auf fast 50 Jahre zurückblicken, die so reich an persönlichen und musikalischen Highlights waren, dass es fast schwerfällt, diesem außergewöhnlichen Musiker, Veranstalter und Menschen in einer Beschreibung gerecht zu werden.

Der Gitarrist: Visionen und Erfolge

Geboren wurde Siggi Schwarz am 28. Februar 1958 in Glött im Landkreis Dillingen / Donau, und vielleicht gibt es für den weiteren musikalischen Werdegang des jungen Siggi eine genetische Erklärung, gibt es doch väterlicherseits verwandtschaftliche Bande zum Komponisten Franz Schubert. Aufwachsend in Heidenheim, machte er von 1977 bis 1980 eine Ausbildung zum Siebdrucker, die er mit dem Gesellenbrief abschloss. Doch schon vor seiner Lehrzeit stand sein Sinn nach ganz anderen Dingen. Es war die Zeit des legendären Woodstock Festivals 1969, wo der 11-Jährige mit den Gitarrenklängen von Jimi Hendrix und Eric Clapton in Berührung kam. Erste Schritte an der Gitarre waren die logische Folge; erst mit Unterricht, später ausschließlich autodidaktisch, und das war – damals natürlich ohne Online-Tutorien – eine eher mühsame Angelegenheit, der sich der junge Siggi aber mit großer Zielstrebigkeit hingab. Schon zwei Jahre später traf man den Junggitarristen im Heidenheimer „Jugendtreff“, das in den 70er Jahren das Forum für erste Auftritte bot. Die Blues-Rock Band „Bluespilz“, der Siggi Schwarz von 1977 bis 1981 angehörte und mit der er seinen ersten Plattenvertrag erhielt, sowie die Funk–Rock Band „Split“ mit der es ein Album und europaweite Auftritte gab, waren weitere Meilensteine auf dem Weg zum ganz großen Wurf mit der von Ihm 1986 gegründeten Rock-Band „V.I.P.“…  ,

Der Produzent: Sony Music, Hollywood and more…

…mit der er sich beim „Marlboro Music Award“ bewarb und diesen renommierten Wettbewerb unter über 1200 Wettbewerbern auch tatsächlich gewann. TV-Auftritte im ARD, ZDF, BR3, ein Ariola Plattenvertrag, eine Produktion in Peter Maffay’s Red Rooster Studio sorgten daraufhin dafür, dass der Name Schwarz international bekannt wurde, und er gründete in der Folge 1989 einen Musikverlag und ein Plattenlabel mit dem Namen „Schwarz Music“. Seitdem ist er mit seiner Formation Siggi Schwarz & Friends mit riesigem Erfolg unterwegs. Aufgrund ihrer starken Bühnenpräsenz und musikalischen Kompetenz spielte die Band seither mit und vor nahezu allen Größen, die weltweit Furore machen; unter anderem war die Band im Vorprogramm von Bryan Adams, Santana, ZZ Top, Scorpions, oder The Who, um nur ein paar Ikonen der Rockwelt zu nennen. Sein Ruf als exzellenter Gitarrist, Produzent und Projektleiter führte zur Zusammenarbeit mit Weltstars wie Michael Schenker (UFO, Scorpions), Chris Thompson (Ex Manfred Man’s Earthband), Musikern von Toto, Whitesnake, Deep Purple, aber auch Andreas Kümmert (The Voice of Germany Gewinner), die auf seinen weltweit vertriebenen Tonträgern dabei sind.15 eigene Alben hat Schwarz inzwischen eingespielt, er war in über 50 weiteren Produktionen als Gitarrist dabei; über 2500 Konzerte vor über 1 Million Zuschauern sprechen eine eigene Sprache. Schwarz bekam immer wieder interessante Angebote und spielte so in Folge u.a. bei Live & Studio Sessions in Nashville/Tennessee oder war mal Tour – Gitarrist in der legendären Spencer Davis Group. Zusammen mit seinem Freund und Studiobetreiber RoMi Schickle, produzierte er die Musik zu Wolfgang Fierek’s Roadmovie „On the Road Again“, sowie den weltweiten Werbesong für den Paramount Pictures Hollywoodfilm „Kung Fu Panda II“. 2011 wurde Siggi Schwarz von Sony Music unter Vertrag genommen, und unter diesem Label kam im selben Jahr das Album „A Tribute to Gary Moore“ auf den Markt. 2015 veröffentlichte Schwarz das Album „Milestones of Rock“, auf dem große Hits der Rockgeschichte in Zusammenarbeit mit den Ulmern Philharmonikern eingespielt wurden. Seit dieser Zeit ist die Reihe „Klassik & Rock“ fester Bestandteil von Siggi Schwarz und seiner Band: alle zwei Jahre gibt es in Heidenheim je zwei Konzerte mit den Nürnberger Philharmonikern, und für 2018 stehen Deutschland-weit schon 20 gebuchte Konzerte mit sechs verschiedenen Orchestern an. Da träumt man dann schon mal von der Elbphilharmonie oder der Royal Albert Hall…

Der Gitarrenspezialist und Kulturmacher

Für Schwarz gab es in jungen Jahren eine weitere Begebenheit, die seinen Werdegang entscheidend beeinflussen sollte. 1969, nach einem Besuch der Gitarrenabteilung des Ulmer Musikhauses Reiser, war ihm klar, dass das seine Berufung war und sein Beruf werden sollte: Gitarrenhändler. Und ab 1978 machte er Ernst: er importierte 25 handgemachte Gitarren – Röhrenverstärker aus den USA auf die Ostalb. Logische Folge war 1980, im Alter von 22 Jahren, die Gründung der Firma „Pro Music“, mit der sich Schwarz neben seinen professionellen Aktivitäten als Musiker nun auch als Gitarrenhändler selbstständig machte. Der 1990 formierte Highend Gitarrenhandel „Siggi Schwarz Music“, in den eigenen vier Wänden in einem Heidenheimer Vorort angesiedelt, sollte einer der renommiertesten Gitarrenläden weltweit werden, in dem sich internationale Rockgrößen wie Aerosmith, Rammstein oder die Toten Hosen die Klinke in die Hand gaben. Siggi Schwarz galt als „DER Spezialist“ in Gitarrenangelegenheiten und sein Laden bot das wohl weltweit größte Angebot von handgebauten Röhrenverstärkern und erlesenen E-Gitarren, kleiner Edelschmieden, darunter auch so manches „Original“ eines berühmten Musikers. In ebendiesem Laden bildete Schwarz, seit 1996 als Ausbilder für kaufmännische Berufe, fünf Angestellte zu Einzelhandelskaufleuten aus und gehört seit dem auch dem Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg an. Die im Jahr 2004 gegründete Veranstaltungsfirma „Siggi Schwarz Concerts“ sollte das kulturelle Leben der Stadt Heidenheim nachhaltig verändern, denn seit dieser Zeit veranstaltet Schwarz jedes Jahr mehrere hochkarätige Musikveranstaltungen in und für seine Heimatstadt. Höhepunkt ist sicherlich das alljährlich stattfindende mehrtägige Brenzpark Open Air, wo Legenden wie Status Quo, Jethro Tull, BAP oder PUR, aber auch zeitgemäße Bands, wie Silbermond, Reamonn oder Ich+Ich,  an der Brenz zu Gast waren; mehr als 200 000 Besucher haben zwischen 2004 und 2017 die über 120 Veranstaltungen besucht. Durch seine zunehmenden Aktivitäten als Musiker, Produzent und Veranstalter sah sich Schwarz allerdings gezwungen, seinen Gitarrenladen im April 2008 zu schließen.

Siggi Schwarz – der Herzensmensch

Neben seinen mannigfaltigen Tätigkeiten ist der gläubige Vater von zwei Kindern im Alter von 23 und 21 Jahren in vielen sozialen Bereichen engagiert. Der seit 35 Jahren aktive Freizeitläufer – er selbst bezeichnet sich augenzwinkernd als „Lebensläufer, der aus den ausgedehnten Läufen die nötige Inspiration und Kreativität zieht, und dabei nahezu jeden Baum im Kreis Heidenheim persönlich kennen gelernt hat“ – hält Vorträge zum Thema „Alles über Rockmusik und Gitarren“ und er teilt Erlebtes und sein immenses Wissen immer wieder gerne mit den Teilnehmern seiner Gitarrenseminare und seinen Gitarrenschülern, die er bei großen Events dann auch mal zu sich auf die Bühne holt. Überhaupt sind soziales Engagement und der Benefizgedanke zentrale Punkte der Schwarz’schen Lebensphilosophie: so ist er schon seit vielen Jahren ein nicht wegzudenkender Teil der Heidenheimer Vesperkirche, seit 10 Jahren unterstützt er den Dischinger Verein „Freunde schaffen Freude“ mit einem Benefizkonzert, er ist engagiert in der SWR Herzenssache, und er spendet schon mal eine Gitarre zur Versteigerung für Peter Maffays Tabaluga – Projekt. Aus tiefer Dankbarkeit und Demut gegenüber dem, was er in diesem Leben schon alles erfahren durfte, ist es ihm immer wieder ein Bedürfnis, zumindest einen Teil davon wieder zurückgeben zu können.

IHK Ostwürttemberg 2/2018, Text: Andreas Antoniuk, Fotos: Kalle Linkert